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Samsø - September Livebericht

"Der er et yndigt land..." - mit diesen Worten beginnt die Nationalhymne Dänemarks, das sich selbst als liebliches Land begreift. Eine treffende Beschreibung für die herrlich unaufgeregte Insel Samsø im Herzen des Kattegat.

Bei Lufttemperaturen um die 18-19 °C und Wassertemperatur um die 16-17 °C liegt dieses Jahr eine regelrecht milde Spätsommer-Wetterlage vor. Das bedeuet perfekte Bedingungen zum Fliegenfischen auf Meerforelle. Ich werde in unregelmäßigen Abständen kurze Updates von meiner Tour einstellen. Mal schauen, was in den kommenden Tagen alles so passiert.



29.08. - 31.08.2020

Es ging gut los. Es gab für mich in dieser kurzen Zeit schon 12 Meerforellen unterschiedlicher Größe, unzählige Fjæsing (Petermännchen) und 2 Hornhechte in traumhafter Kulisse zu fangen.

Mit so viel Kontakt hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.



01.09. - 03.09.2020

Samsø liegt im Kattegat. Der Name Kattegat leitet sich aus den niederländischen und plattdeutschen Wörtern Katt „Katze“ und Gatt „Loch“ ab. Seit der Hansezeit wird dieses Meeresgebiet aufgrund seiner vielen Untiefen und schmalen Fahrwässer gefürchtet. So kamen die Seefahrer zu dem Spruch, das Kattegat sei so eng wie ein Katzenloch. Würde ich heute nach einem neuen Namen für die Region gefragt werden, würde ich es Fjæsinggat nennen. Denn egal, wo ich die Fliege hinwerfe, es steigt ein Fjæsing ein. Das nervt ein wenig. Den giftigen Petermann, die Kreuzotter der Ostsee, zu releasen, ist nicht immer einfach. Seine Stacheln auf der vorderen Rückenflosse und auf dem Kiemendeckel sind wie spitze Injektionsnadeln, die bei Kontakt ihr Gift übertragen. Vorsicht ist geboten! Ich hebe den Fisch dafür kurz in den Schnurkorb, fixiere ihn in der Ecke und drehe den Haken mit der Zange raus.

Mefos gab es auch, jeden Tag 1-2 Exemplare. :-)



04.09.2020

Mit 10 m/s (Bft5) aus West hat sich heute windtechnisch die Situation etwas verschärft. Die komplette Westseite ist mit der Fliege nicht mehr so gut fischbar. Auch die krautanfällige Südküste fällt gerade aus. Aber Samsö bietet zum Glück genug Alternativen auf der Ostseite. Ich hatte 2016 schon mal eine Karte dazu eingestellt. Sie zeigt die vielen Möglichkeiten, die Samsø bietet. Eine kleine Beschreibung zum Untergrund findet ihr unter jeder Markierung.



05.09.2020

Der Wind hat mittlerweile für eine ordentliche Trübung gesorgt. Das lieben die Meerforellen. Es gab heute an zwei unterschiedlichen Spots insgesamt fünf kleine Meerforellen. Sie wurden natürlich alle released.



06.09.2020

Pferde fängt man mit Äpfeln, Mefos mit der Fliege. Es ist aber immer eine besondere Freude, wenn ein “Tiger“ einsteigt. Die atlantische Makrele (Scomber scombrus) ist mein absoluter Lieblingsbeifang. Diese “Raubkatze“ besitzt keine Schwimmblase. Deswegen muss sie fortwährend in Bewegung bleiben, um nicht zu Boden zu sinken. Kaum ist sie da, ist sie auch wieder weg.

Ansonsten gab es wieder einen ganzen Sack voll Petermännchen, einen Hornhecht und neben ein paar kleinen Mefos die erste Entnahme auf dieser Tour.



07.09.2020

Heute gab es nur Kleine. Sie schwimmen natürlich alle weiter.



08.09.2020

Ich war nur kurz los und bin der Einfachheit halber an den Spot von gestern gegangen. Es gab dort eine wesentlich stärkere Strömung als gestern und mehr Trübung und Kraut. Ein entsprechend größerer aber gefärbter Fisch ließ nicht lange auf sich warten. Auch ihn habe ich released.

Highlight des Tages aber war die Entdeckung einer Sasse mit zwei kleinen Feldhasenbabys.

Super niedlich!!!



09.09. - 10.09.2020

Der Wind pfiff die letzten beiden Tage mit bis zu 12 m/s aus Südwest bis West über die Insel. Es war schwierig, fischbare Plätze zu finden, an denen sich auch Meerforellen aufhielten. Diese meisten guten Spots waren leider zu stark verkrautet. Aber irgendwie ging es dann doch. Direkt an der Kante zwischen “zu viel Kraut“ und “gerade so machbar“ konnte ich ein paar Mefos anleinen. Zwar nur klein, dafür aber fein.

Es blieb auch ein Tobiskonge hängen. Ein Fisch, der in Dänemark den Spitznamen "Der Lange" trägt. Das ist der große Bruder des bei uns heimischen Tobiasfisch, der als "Kleiner Sandaal" betitelt wird. Das auffälligste Merkmal eines Tobiskonge ist ein dunkler Fleck vorne am Kopf.



11.09. - 12.09.2020

Wind bewegt eher das Oberflächenwasser, während bei den Gezeiten die gesamte Wassersäule wandert. Das strömende Salzwasser kann so den Meeresboden aufwirbeln. Die Meerforellen lieben das.

Zwei für die Angelei sehr wichtige Faktoren auf Samsø sind daher die Gezeiten und der Gezeitenkoeffizient (siehe Tabelle wisuki). Auch wenn die Gezeiten im Kattegat nur Mitschwingungsgezeiten der Nordsee sind, ist der dadurch entstehende Tidenhub von maximal ca. 30 - 40 cm sehr interessant. Die damit ausgelöste Strömung ist – abhängig vom Gezeitenkoeffizient – unterschiedlich ausgeprägt. Alle Gezeitenkoeffizient-Werte über 70 fischen sehr gut. Ungefähr eine Stunde vor bis eine Stunde nach einer Tide entstehen zudem markante Strömungskanten an verschiedenen Punkten der Insel. Genau diese Bereiche versuche ich abzupassen.

Die Meerforellen kommen in dieser Phase gerne dicht unter Land und jagen nach in der Strömung verirrter Beute. Und das unabhängig von der Tageszeit. So sind auch im Sommer tagsüber gute Fänge möglich. Die letzten beiden Tage gab es in genau diesem Zeitraum richtig Aktion im Wasser. Innerhalb kürzester Zeit bissen mehrere Fische. Auch eine größere Meerforelle konnte der in der Strömung driftenden Fliege nicht wiederstehen. Ich habe den Fisch released, konnte mir aber ein Unterwasserfoto nicht verkneifen.



13.09. - 15.09.2020

Endlich, die Petermännchen scheinen ins tiefere Wasser gezogen zu sein. Ich hatte die letzten Tage keinen Kontakt mehr. Eine echte Befreiung. So viele Fjæsings wie dieses Jahr waren es noch nie.

Die Mefo-Fischerei lief eher zäh. Alle paar Stunden blieb zwar eine kleine Meerforelle hängen - das war es fast auch schon. Lediglich ein verwertbarer Fisch stieg die Tage ein. Diese Mefo ist meine zweite Entnahme dieser Tour. Etwas Belohnung muss auch mal sein.



16.09.2020

Heute ein Rätsel: Was ist dieser seltene Strandfund? Die Auflösung folgt in den nächsten Tagen.

Lösung: Es ist ein Schweinswalzahn.



17.09. - 18.09.2020

Auf Samsø gibt es viele kleine Riffe. Wenn die Strömung die kleinen Riffbewohner (Mysiden, Tangläufer, Meerasseln) aus ihrem Lebensraum zieht, stehen die Meerforellen gerne wartend an der Kante. Hier kann ein Wechsel auf ein kleines, in der Drift treibendes Muster die richtige Entscheidung sein. Abhängig von der Stärke der Strömung knipse ich einfach die Schwanzfedern meiner Fliege ab oder wechsle auf ein unbeschwertes Muster.

Um ein Riff optimal abzufischen, ist es clever, zuerst die Riffkanten von außen anzuwerfen. Dort stehen meistens die Meerforellen. Erst danach geht es auf das Riff raus. Danach empfiehlt es sich, mit kurzen Würfen das Riff zentral und anschließend mit längeren Würfen den äußeren Bereich abzufischen. Wenn alles passt, bleibt ´ne schöne Meerforelle hängen. Und mit viel Glück sogar eine Makrele. :-)



19.09. - 20.09.2020

Ententeich mit Nebel, so sah fast das ganze Wochenende aus. Insgesamt also nicht ganz so prickelnd. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als unerwartet ein paar Helfer vorbeigeschwommen kamen – Schweinswale. Wenn Schweinswale sehr dicht unter Land kommen, drücken sie die Meerforellen gerne mal ins flache Wasser. Und genau so lief es diesmal ab. Die Meerforellen tauchten keine 3 Meter zur Wasserkante, also direkt vor meinen Füßen, auf. Eine blieb hängen.



21.09.2020

Voll krass. Der Einschlag in der Rute - unbeschreiblich. Ein "Monster Fisch", sonst nix. Die Begegnung wird nachwirken...



22.09. - 23.09.2020

Vom Herbstanfang keine Spur auf Samsö. Morgens gab es Frühnebel, der sich nach der Erhöhung des Sonnenstandes rasch auflöste. Danach ballerte die Sonne bis zum Abend vom Himmel. 20 °C Lufttemperatur fühlt sich nicht nach Herbstfischerei an. Entsprechend zickig verhielten sich die Meerforellen. Ein Herbststurm wäre mir lieber gewesen. Aber eine schöne Meerforelle hatte dann doch Lust, zuzubeißen. Sie darf dafür weiterschwimmen.



24.09.2020

Heute war der Wind zurück. Die 6 Bft aus Südwest haben mich in den Nordosten der Insel gelenkt, wo ich ablandig mein Glück auf eine Meerforelle suchte. Am Spot angekommen, habe ich doch glatt ein Strandkrabbenpärchen bei der Paarung erwischt. Wo so viel Amore ist, da muss doch was gehen!

Mit dem Fokus auf eine schöne Meerforelle, bin ich auf einen großen Schwarm Makrelen gestoßen - das dritte Mal auf dieser Tour. Mit einem Top-Speed von bis zu 80 km/h ist die Makrele der schnellste Fisch in der Ostsee. Sie kommt wie aus dem Nichts angeschossen, gerne auch sichtbar, direkt über eine Sandbank, und haut voll drauf. Das ist immer wieder ein super Spaß an der Fliegenrute. Ein kleines Video muss sein. ;-)



25.09.2020 - der letzte Tag

Heute hab ich noch einmal alles gegeben. Trotz Wind und Regen ging leider nichts. Da waren die Standkrabben besser drauf. ;-)

Jetzt geht es ans Packen, Hütte aufräumen und Tackle-Pflege. Letzteres ist nach 4 Wochen Dauereinsatz bitter nötig.

Ich beende jetzt den Livebericht und sage ein dickes DANKE an alle Leser und für die netten Kommentare in den Social-Media-Kanälen. Eines ist klar: Ich komme wieder, Samsø!


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