Mehr Wind bitte!
"Ist das heute eine steife Brise!" - so hört man gelegentlich den Fliegenfischer stöhnen. Dabei bietet Wind einige Vorteile für unsere Fischerei auf Meerforellen.

"Wind is just a mental problem!" Henrik Mortensen
Drei ganz simple Argumente zeigen den positiven Effekt von Wind an der Küste:
Wind wühlt das Meer auf und Meerforellen lieben es im aufgewühlten Meer zu jagen. Sie fühlen sich in diesem Milieu sehr sicher und attakieren kompromissloser ihre Beute (siehe Artikel: Im Trüben fischen).
Wind bringt Welle. Und Wellen treiben die Beutetiere aus ihrem Versteck. Beutetiere wiederum gibt es mehr als denkt (siehe Artikel: Im Blasentang-Dschungel). Das weiß auch die Meerforelle und sucht aktiv nach ihnen.
Wind bringt Unruhe auf die Wasseroberfläche. Diese Unruhe bricht das Licht und maskiert uns Fliegenfischer. Wir werden wesentlich später vom Fisch erkannt.
Um auch bei starkem Wind mit der Fliege fischen zu können, verringere ich gerne nur den Rutenwinkel. Das reicht oft schon. Dieser Wurf nennt sich "Side-arm Cast" und ist die wohl einfachste Anpassung an einem windigen Tag. Ein Video aus dem Hause Orvis zeigt ihn ab Minute 1:10.
Der "Side-arm Cast" bietet mir drei Vorteile bei starkem oder böigem Wind:
Direkt über der Wasseröberfläche ist die Windgeschwindigkeit geringer als ein paar Meter darüber. Das Werfen kostet weniger Kraft.
Der Wurf wird unten weniger vom Wind beeinflusst. Gestreckte und geziehlte Würfe sind so besser umsetzbar.
Die Fliege ist weiter vom Körper und Gesicht entfernt. Unvorhersehbare Windböen sind so weniger gefährlich, unerwünschte Piercings unwahrscheinlicher.
Der "Side-arm Cast" ist sicherlich ein Graus für Wurfästheten, aber in der Praxis ein gutes Mittel um bei viel Wind effektiv im Meer auf Meerforelle zu fischen.
Wenn es nach mir geht, immer her mit dem Wind.
Knæk og bræk!