Meerforelle und der Schall
Wir alle kennen die Bisse, die 2-3 Sekunden nach dem Eintauchen der Fliege ins Wasser kommen. Was ist da genau passiert? Haben wir dem Fisch "direkt ins Maul" geworfen? Diesen Satz hört man öfter mal. Aber war das wirklich so? Ich möchte an dieser Stelle den Player "Schalldruck" ins Spiel bringen.
Schall ist der wohl bedeutendste Signalträger im Meer. Fische wie z.B. Meerforellen nutzen die Schallrezeptoren ihres Seitenlinienorgans zur Orientierung, zur Überwachung und zur Jagd. Grund genug, einen genaueren Blick auf das Thema Schall zu werfen.
Akustische Signale werden ohne einen Transport von Masse übertragen. Sie sind im Wasser damit unabhängig von Strömungen. Das bedeutet, dass eine Beuteortung über Schallwellen (Longitudinalwellen), die als Druckschwankungen empfangen werden, man spricht auch von Schalldruck, auf eine "größere" Entfernungen möglich ist. Wie orientiert sich eine Meerforelle an dem Schalldruck?

Eine schöne 67er mit 3.9 kg. Der Einschlag kam kurz nach dem Eintauchen der Fliege
Stellen wir uns ein Beutetier oder unsere Fliege als eine punktförmige Schallquelle vor, breiten sich von diesem Ort Druckwellen (Schallwellen) in alle Richtungen kugelförmig aus. Diese Druckwellen treffen auf das Seitenlinienorgan der Meerforelle. Die Seitenlinie arbeitet jetzt wie eine Richtantenne. Liegt die Schallquelle querab, treffen die Druckwellen zuerst auf die Rezeptoren in der Mitte des Seitenlinienorgans und erst kurze Zeit später auf die weiter vorne bzw. hinten liegenden Rezeptoren. Die Meerforelle weiß somit, in welche Richtung sie schwimmen muss, um auf die Beute zu treffen. Dieses Prinzip gilt für die Ortung der Richtung zur Beute, nicht für die Entfernung. Lässt sich dieses Wissen nutzen? Ja.

Fliegen verursachen abhängig von ihrer Größe, ihrem Aufbau und ihrem Laufverhalten einen solchen Schalldruck. Dieses doch recht schwache Signal ist gemäß Untersuchungen der DTU ca. 15 - 20 Meter von einer Meerforelle weit spürbar, sofern kein anderer Hintergrundlärm im gleichen Frequenzbereich das Signal überlagert. Es ist daher extrem hilfreich, wenn die Fliege ein für die Mefo verwertbares Schalldrucksignal aussendet. Eine Meerforelle, die in ihrer Beschleunigsphase ca. 36 km/h schnell schwimmen kann, kann ohne Probleme eine Distanz von 10 Meter pro Sekunde hinlegen. Bei einer 2-3 sekündigen Verzögerung zum Biss könnte eine Meerforelle demnach locker 20 m von der Fliege entfernt gewesen sein. Es ist somit ein Trugschluss, dass wir einer Meerforelle, die nur Sekunden nach dem aufschlagen die Fliege nimmt, die Fliege quasi auf den Kopf geworfen haben. Dafür ist die Fischdichte auch nicht hoch genug. Vermutlich kommt sie direkt aus ihrem über das Seitenorgan "wahrnehmbaren" Bereich angeschwommen.

Das Wissen um diese "wahrnehmbare" Zone der Meerforellen hilft auch bei der Internsität unserer Würfe. Es bringt keinen großen Vorteil, wie ein Wurfautomat unzählige Würfe in die gleiche Richtung zu absolvieren. Man kann die Sache viel entspannter angehen. Den Bereich, den man befischen will und kann (abhängig vom Wind, usw...), mit wenigen gezielten Würfen fächerförmig abfischen reicht vollkommen aus. Dann ruhig eine kleine Wurfpause einrichten. So bleibt viel mehr Zeit zum genießen der Natur und dem aufmerksamen Beobachten des Spots. Was am Ende oft effektiver ist. Weniger ist mehr.
Für die Fernortung von Beute spielt Schalldruck eine sehr wichtige Rolle. Daher ziehe ich persönlich größere und stark jiggende Fliegen, die entsprechend das Wasser pushen und somit Druckwellen aussenden, kleinen Fliegen vor. Magic Heads wären eigentlich ein sinnvolles Tuning für viele Fliege. Aber ich persönlich mag die nicht, da sie sich nicht so gut werfen lassen. Ein gestrecktes Vorfach ist mir persönlich wichtiger. Denn die nächste Mefo ist schneller da als man denkt.
Tight lines!