Ist Balance wichtig
Man muss oft ganz schön ackern, um eine gute Meerforelle ans Band zu bekommen. Um möglichst lange entspannt fischen zu können, ist eine ausbalancierte Kombo eine Hilfe. Aber wie balanciert man ein Setup aus? Und ist das überhaupt so wichtig?

Mit dem Ausbalancieren einer Fliegenrute ist gemeint, die Rute durch eine passende Rolle mit einem geeigeneten Kontergewicht zu ergänzen. So lässt sich der Gewichtsunterschied zwischen dem unteren Rutenpart (Rollenhalter/Buttsektion) und dem Blank inkl. Handteil ausgleichen. Das Ziel der Maßnahme ist eine möglichst entspannte Griffhaltung während des Fischens zu bekommen.
Es gibt unterschiedliche Meinungen, wo der richtige Gleichgewichtspunkt liegen sollte. Viele Fliegenfischer lokalisieren den Punkt etwa zwei bis drei Zentimeter unter dem oberen Ende des Korkgriffs. Ungefähr da, wo das letzte Daumenglied beim Wurf oder Drill das komplette Setup stabilisiert. In einem "perfekt" ausbalancierten Setup liegt für viele Flifis ungefähr dort die Stelle. Wir können an diesem Punkt mit einem einzigen Finger das Gleichgewicht finden. Würden wir diesen Gleichgewichtspunkt beibehalten und eine Rolle wählen, die etwas schwerer ist, senkt sich der hintere Part ab, während eine leichtere Rolle den unteren Teil anheben lässt. Die richtige Balance zwischen Rute und Rolle zu finden ist in der Praxis aber nicht immer 100%ig möglich, weil wir teilweise unterschiedliche Schnüre auf der Rolle nutzen und zudem auch unterschiedliche Schnurmengen beim Fischen einsetzen. Und da Schnur Gewicht hat, ändert sich der Gleichgewichtspunkt immer ein wenig. Aber genau an diesem Punkt sollte man nicht zu nerdig werden. Es reicht, ein passendes Setup mit abgezogenem Kopf der Lieblingsschnur zu ermitteln und diesen Zustand als relativen Ausgangspunkt zu definieren.
In dieser kleinen Fotoserie seht ihr drei unterschiedliche Rollen (Abel Super 5N, 6N, 6/7) an der Sage X #7 in 9 ft. Die Fotos veranschaulichen, wie sich der Gleichgewichtspunkt an der Rute verschiebt.
Bild 1 = schwerere Rolle, der Balancepunkt liegt tiefer im Handteil in Richtung der Rolle
Bild 2 = passende Rolle, der Balancepunkt liegt optimal auf Höhe der Daumenspitze
Bild 3 = leichtere Rolle, der Balancepunkt liegt außerhalb des Handteils auf dem Blank
Keine Regel ohne Ausnahme. Einige Angler benutzen absichtlich etwas schwerere Rollen, um ein höheres Kontergewicht im Verhältnis zum Blank zu bekommen (ich tue das z.B. auch ganz gerne). Andere Angler bevorzugen genau das Gegenteil und haben ein besseres Gefühl, wenn sie eine leichtere Rolle verwenden, und einigen Kollegen ist das alles völlig egal. Aber ganz gleich, wie man sein Setup für sich persönlich abstimmen will, der beschriebene Balancetest hilft einem schnell bei der Bestimmung, was man gerade in der Hand hält.

Das ganze Thema sollte auch nicht überbewertet werden. Mit allen drei beschriebenen Varianten lässt sich stundenlang fischen. Wer jedoch nach einem Angeltag eine angespannte oder sogar verkrampfte Wurfhand hat, sollte kontrollieren, ob es daran liegt. Eine falsch ausbalancierte Kombo könnte der Grund dafür sein, weil zu viel Handkraft zum Ausgleich der Disbalance benötigt wird. Über den Tag könnte sich diese Anstrengung auf die komplette Köperhaltung beim Werfen auswirken - und das muss ja nicht sein.
Knæk og bræk 👋🏻