Dorsch auf Fliege
Der Dorsch auf Fliege wird unterschätzt. Liegt es daran, dass er im Drill nicht an der Oberfläche springt? Sind seine Fluchten zu kurz? Also kampflos gibt er sich nicht geschlagen. Zudem ist er ein exzellenter Speisefisch. Grund genug, einen kurzen Blick auf ihn zu werfen.

Der Dorsch schwimmt die meiste Zeit des Tages in Bodennähe. Daher wird er als Zielfisch für das Fliegenfliegen gerne ausgeschlossen. Aber hier gibt es zwei Dinge zu beachten:
Abends zieht der Dorsch ins Flachwasser, also auch in Ufernähe
Abends löst er sich vom Grund und sucht bis zur Oberfläche nach Nahrung

Er ernährt sich von allem, was in sein Maul passt. Heringe, Sprotten, Sandaale, kleine Plattfische, bis hin zu Krebsen und Würmern. Er ist dabei kein schneller Jäger, dafür aber sehr gierig. Seine Schwanzflossen und sein Körperbau verraten uns zudem, dass er kein guter Schwimmer ist. Weder bei kurzen Sprints noch auf längeren Distanzen. Aber sein großer Kopf, sein breiter Hals und sein sehr großes Maul verraten seine Taktik. Wenn er sein Maul aufreißt, erzeugt er einen so großen Sog, dass er alles, was vor ihm schwimmt, in sich hineinzieht.

Der Dorsch verlangt in unserer westlichen Ostsee kein schweres Gerät. Wir sind ja nicht in Norwegen. Das normale Meerforellen-Setup reicht aus. Ich persönlich befische die Dorsche mit einer Rute #8. Wenn man vom Boot aus in etwas tieferen Küstenabschnitten angelt, benötigt man noch eine schnell sinkende Schnur. Als Vorfach reichen 2 Meter 0,26er aus. Wer will, kann das Vorfach auch dicker wählen. Dorsche sind nicht Vorfachscheu.

Der Dorsch ist ein Opportunist. Er nimmt eigentlich jedes halbwegs vernünftige Muster an, wenn es als proteinhaltiger Happen präsentiert wird. Buntes, glitzerndes und bewegliches Material kann nicht schaden, aber einfarbig und steif würde auch reichen. Ich befische die Dorsche mit einem Allroundmuster - der Needle Fly.

Dorsche können das ganze Jahr über gefangen werden. Die beste Zeit für den Fliegenfischer ist vom zeitigen Frühjahr bis zum Frühsommer und dann wieder im Herbst. Das beste Fliegenfischen findet man in Tiefen von 3-4 Metern und tiefer, so dass das Angeln vom Boot die Fangquote erheblich steigert. Aber das Watfischen insbesondere an Plätzen mit tiefem Wasser in der Nähe, führt gelegentlich auch zu Dorschfängen.

Den Dorsch in der Nähe oder direkt am Boden zu befischen ist die erfolgreichste Methode. Dies erfordert zwei Dinge: sinkende Fliegen/Schnüre und einen Untergrund, der nur wenige Steine und wenig Seegras hat. Das Berühren des Bodens, das Aufwirbeln von Sediment und das Erzeugen von Geräuschen sind erfolgreiche Schlüsselfaktoren zum Fang. Ein sehr langsames, ruckartiges Einholen direkt auf einem sandigen oder schlammigen Boden ist ein gutes Mittel zum Erfolg. Schnelleres Einholen über den Grund oder im Mittelwasser lockt eher kleinere und agilere Dorsche an.

Dorsche sind sehr ungeschickte Jäger. Ihr werdet feststellen, dass derselbe Fisch die Fliege mehrmals angreift, bevor er sitzt. Habt Geduld. Wenn eine Attacke fehlschlägt, die Fliege einfach wieder sinken lassen und dann einen kleinen Ruck geben. Das wird wahrscheinlich einen weiteren Angriff auslösen. Da er sich gerne in Gruppen aufhält, bedeutet dies, dass sobald der Dorsch gefunden wurde, der Platz noch weitere Fänge bringen kann.

Wenn er am Haken ist, zieht er sofort und mit überraschender Kraft auf den Grund. Auf sandigem Grund ist dies kein Problem, aber auf steinigen und stark verkrauteten Böden bleiben die Fische gerne stecken oder verheddern sich. Vom Boot aus ist es daher einfach, den Fisch mit Kraft vom Grund fern zu halten. Als Watfischer ist es viel schwieriger, den vertikalen Druck auf den Fisch auszuüben. Sobald der Dorsch an der Oberfläche ist, wird er seinem Ruf als schlechter Kämpfer gerecht und er scheint den Überlebensdrang völlig zu verlieren.

Dorsche können das ganze Jahr über gefangen werden, aber einige Jahreszeiten eignen sich besser zum Fliegenfischen als andere. Der Winter, in dem Kabeljau traditionell mit großen Ködern über tieferem Wasser gefangen wird, ist für den Fliegenfischer nicht ideal. Der Fisch steht tief und ist langsam. Aber sobald die Sonne etwas wärme bringt, werden die Fische aktiv, und obwohl das Wasser dem Gefrierpunkt nahe ist, kann es an sonnigen Tagen zu Aktivitäten kommen.
Der Frühling ist eine ausgezeichnete Zeit zum Dorschangeln, sowohl vom Boot als auch von der Küste aus, aber sobald das Wasser wärmer wird, ist es notwendig, tagsüber in tieferen Gebieten zu fischen. Nachts sind die Fische im flachen Wasser sehr aktiv und das Oberflächenangeln in Küstennähe kann sehr produktiv sein. Später in der Saison, im Herbst, werden die Fische wieder den ganzen Tag aktiv sein, aber sobald das Wasser kälter wird, verliert der Kabeljau seinen Hunger und wird etwas passiver.

Wer die Gelegenheit hat, sollte es mal geziehlt auf Dorsch mit der Fliege versuchen. Das kann eine tolle Angelei sein.
Knæk og bræk 👋🏻