Auf Meerforelle im Winter
Wenn die Temperaturen im Keller sind, erstarrt die Küste. Für mich die schönste Jahreszeit am Meer. Das Eis legt sich wie ein weißes Kleid über die Szenerie. Für meine Fischerei auf Meerforelle beginnt jetzt die absolut schwierigste Phase.

Die Fische stehen jetzt lieber weiter draußen im 4° C warmen Wasser als sich im flachen Eiswasser die Flossen abzufrieren. 🥶 Oder sie wandern direkt in brackige Flussmündungen ab. Denn kühlt Salzwasser unter 3° C ab, wird es für die wechselwarmen Meerforellen schwierig, ihre Salzausscheidung aufrecht zu halten. Zudem verschlechtert sich der Stoffwechselprozess und die Fische werden mehr und mehr inaktiv.

In diesem Zeitraum Meerforellen zu fangen ist ganz schön tricky, aber dennoch möglich. Denn auch das Eiswasser ist in Bewegung und wird je nach Wetterbindigungen verschoben. So kommt mit jedem Wetterwechsel, dem Wind und den Wellen oft auch wärmeres Tiefenwasser an den Strand. Diesen Strömungen mit ihren unterschiedlich warmen Schichten folgen die Meerforellen. Neben Wetter- und Windvorhersagen achte ich daher auch auf Strömungskarten, die vorhersagen, wo tendenziel wärmeres Wasser an die Küste gedrückt werden könnte.

Meerforellen mögen im Zusammenspiel mit kaltem Wasser auch keine allzu hohen Salzkonzentrationen. Ein Blick auf die Salinität kann daher nicht schaden. Auf FCOO findet sich u.a. ein Vorhersagemodell zum akuellen Salzgehalt. Aber dieser Punkt ist eher selten ausschlaggebend für meine Platzwahl. Diese Zonen sind so größflächig, dass ich ihnen meistens eh nicht ausweichen kann. Aber gründsätzlich gilt im Winter: weniger ist mehr.

Hier zwei typische Szenarien, die ich im Winter suche und gerne fische:
Offene Küste
viel Welle
auflandiger Wind
tiefes Wasser
wenn möglich uferparallele Strömungen
befischt mit S3 Schusskopf (7,6 cm/sec)
schnelle Führung im unteren Drittel der Wassersäule
Geschütze Bereiche
kabbelige Welle
flaches Wasser
durch Wind oder Strömung gestautes Wasser
Plätze mit dunklem Untergrund
befischt mit Fast-Intermediate Schusskopf (3,8 cm/sec)
schnelle Führung im mittleren bis unteren Teil der Wassersäule
Ich persönlich bevorzuge meist die offene Küste. Fjorde, Buchten, Belte, Förden, etc... sind eher zweite Wahl. Mir sind dort zu viele Kleine unterwegs sind. Auch sind das die Gebiete, wo sich eher Absteiger wieder dick fressen wollen. Natürlich sind dort auch vermehrt Grönländer anzutreffen - tolle Fische, keine Frage - aber sie interessieren mich nicht so stark. Ich fange lieber weniger Fische, dafür hoffentlich groß und blank. Und genau das ist der Preis, den ich im Winter an der offenen Küste zahlen muss - viel weniger Fischkontakt. Im Verhältnis 1:7 (offene Küste vs. Fjorde, Buchten, Belte, Förden, etc...). Die Belohnung sind aber überdurchschnittlich große Exemplare in sehr guter Kondition. Diese Überspringer sind die Entschädigung für die wirklich harte Winterfischerei an der Küste.

Der Februar ist immer der kälteste Monat des Jahres: Temperaturübersicht. Aber unter Berücksichtigung der erwähnten Punkten gehe ich auch bei Minustemperaturen los und biete meine Fliege flach über dem Grund an. Genau da, wo die wenig verbliebene Nahrung der Meerforelle noch anzutreffen ist.
Knæk og bræk 👋🏻