Pflege von Rollen mit Korkscheibenbremsen
Wer wie ich auf Rollen mit Korkscheibenbremsen steht, kommt um das Thema Rollenpflege nicht herum. Zweimal im Jahr zerlege und reinige ich meine Rollen, um sie funktionstüchtig zu halten. Am Beispiel der Abel Super 6N möchte ich die relevanten Punkte kurz ansprechen.

Rollen mit offenen Korkscheibenbremsen sind ohne richtigen Schutz dem Salzwasser und allen sich darin befindenden Sedimenten ausgesetzt. Wie sehr man auch aufpasst, das Salzwasser findet den Weg in jede Ritze. Mit der Zeit trocknet so der Kork der Bremse aus und macht ihn spröde. Er bekommt kleine Risse und wird bröselig. Ein mögliches Indiz für eine zu trockene Korkschreibe ist ein einsetzendes Quietschen oder Ruckeln. Um präventiv diesem Prozess entgegenzuwirken ist es wichtig, die Korkschiebe regemäßig zu ölen.
Nach dem Zerlegen der Rolle wische ich dazu die Korkscheibe mit einem feuchten Tuch ab. Eventuelle gröbere Verunreinigungen können so entfernt werden. Danach gebe ich ein paar Tropfen Öl auf die Korkschreibe und verreibe sie gleichmäßig mit dem Finger. Mitunter lässt sich beobachten, dass einige Bereiche das Öl regelrecht aufsaugen. Die Bereiche bekommen einen kleinen Extratropfen. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit entferne ich mit einem Tuch alles überschüssige Öl auf der Oberfläche der Korkscheibe.
Bei dem Öl ist es wichtig, dass es harz- und säurefrei ist. Handelsübliche Waffenöle sind bestens geeignet. Ich verwende das von Abel empfohlene Neatsfoot Oil, ein Klauenöl aus dem Reitsport.

Kugellager, Gleitlager, Wellen, Feder, Rasterklicker, etc... bekommen nach der Reinigung mit einem feinen Nylon-Faservlies das Werksfett von Abel verpasst. Vom Prinzip lässt sich auch jedes andere Rollen-/Lagerfett empfehlen, das aus dem Bootsmotorenbereich stammt. Diese salzwasserfesten Fette bewähren sich seit Jahrzehnten bei Außenbordmotoren und garantieren einen Super-Langzeitschutz gegen Korrosion und Rost.
Bei Fett ist die Viskosität ein wichtiger Faktor. Die Lager sollten durch das Fett nicht schwerfällig laufen. Vorteilhaft ist es, wenn der Hersteller auch ein Öl im Programm hat, das auf den Grundsubstanzen des Fettes basiert. So lässt sich das Fett auf die gewünschte Konsistenz verdünnen, ohne dass es zu einer Separation der Bestandteile kommt.

Sehr praktisch sind diese kleinen Alu-Ampullen mit Dosiernadel, die Abel als "Sportsman's Lube System" für die Wartung anbietet. Die Ampullen sind farblich codiert, so dass nichts verwechselt werden kann. Auf Reisen ein platzsparendes Kit.
Schwarzer Deckel = Schmierfett für Kugellager, Gleitlager, Wellen, Feder, Rasterklicker, etc...
Roter Deckel = Rollen-/ Waffenöl für alle beweglichen Teile
Blauer Deckel = Neatsfoot Oil (Klauenöl) für den Kork
Bei der Auswahl von Fetten und Ölen ist eines wichtig zu wissen: KEIN Rollenhersteller hat ein eigenes entwickeltes Rollenfett/-öl auf dem Markt. Es sind immer Produkte, die für die Industrie und den maritimen oder militärischen Einsatzbereich entwickelt wurden. Nach einem Eignungstest werden sie von den Rollenherstellern umgefüllt und mit neuem Etikett weiterverkauft.
Wer wie wir Meerforellenangler gerne in der kalten Jahreszeiten fischen geht, sollte prüfen, bis zu welcher Temperatur das Fett/Öl weich bleibt. Das lässt sich ganz einfach in der Kühltruhe testen. Wird es nach 1-2 Stunden zäh, ist das Fett/Öl für den Wintereinsatz nicht geeignet.
Aber Achtung! Das Nähmaschinenöl aus Omas Kiste oder unbekannte Fette aus dem Baumark sollte man lieber meiden. Für diese Produkte gibt es meist auch keine Datenblätter.

Alle mechanischen Dinge sammeln Schmutz und Salzrückstände, nichts hält ewig. Wenn nach vielen Jahren eines Tages der Kork verschlissen und selbst die Ritzel oder die Aussparungen für den Raster-Klicker im Zentrum runtergenudelt sind, hat wie in diesem Fall die Bremsscheibe ausgedient. Abel liefert dieses Ersatzteil problemlos nach.
Lohnt der Aufwand? Rollen mit Korkscheibenbremsen werden zwar jahrelang ohne Wartung funktionieren, aber auch sie laufen nur einwandfrei, wenn sie regelmäßig gereinigt und geschmiert werden. Und das zahlt sich am Ende aus. Wer freut sich nicht, wenn eine Rolle seidenweich läuft.