Die Formel für Perfektion
„Mein Vater war sich gewisser Dinge, die das Universum betreffen, sehr sicher. Für ihn kommen alle guten Dinge – Forellen ebenso wie ewige Erlösung – aus der Gnade, und Gnade kommt aus der Kunst, und Kunst kommt nicht von allein.“ – schreibt Norman Maclean in seinem berühmten Fliegenfischer-Epos.

Illustrationen, Frank Carstensen
Fliegenfischen wird gerne als die hohe Kunst des Angelns betitelt. Etwas, das mit Perfektion zu tun hat. Und das wird nicht nur in Romanen oder Filmen stilisiert. In der Szene wird schnell und gerne über den perfekten Wurf, die perfekte Fliege, die perfekte Situation philosophiert. Typisch Mensch. Und das ist auch okay so. Aber bitte was genau ist diese gesuchte Perfektion?
Die Formelsuche
Als Kind nannten wir es Fletschern, meine Großeltern sagten dazu Stensmut. Einen Stein x-mal über das Wasser hüpfen zu lassen ist ein Kinderspiel – zumindest wenn man die Formel für den perfekten Wurf beherrscht. Und diese Formel wurde, wie soll es auch anders sein, wissenschaftlich untersucht. Sie lautet: Re = p×v×d/n = v×d/v. Wer Genaueres dazu wissen möchte, muss bitte Herrn Lyderic Bocquet, Professor an der Parieser Universität École Normale Supérieure kontakten. Er ist kein Geringerer als der Erfinder dieser Formel. Aber soviel sei schon mal verraten: Der ideale Stein ist, wenn er die Hand verlässt, mit 40 km/h und einer Rotation von 14 Umdrehungen pro Sekunde unterwegs und touchiert die Wasseröberfläche in einem Anstellwinkel von 20 Grad.

Wer eine Meerforelle am Ende seiner Schnurr über die Ostsee hüpfen lassen will, für den gilt das gleiche. Er sucht perfekte Umstände für den perfekten Wurf. Der Unterschied zum Fletschern ist nur, dass es keine Formel dafür gibt. Auf sexyloops.com wird zwar mit Superzeitlupenanalyse und sonstigem technischen Gerät hart daran gearbeitet, aber mit der Realität an der Küste hat das nichts zu tun. Sagen wir es so: Es gibt einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
Also - wie sieht sie jetzt aus, die Perfektion beim Fliegenfischen? Ist es die Distanz? Die enge Schlaufe? Das saubere Ablegen? Ein gestrecktes Vorfach? Körperbeherrschung? Ein Fisch am Haken? Eine Kombination aus allem? Oder irgendein Geheimnis, das Wurfnerds aus Fachbüchern, die so dick wie die Bibel sind, herauslesen? Nein. Selbst bei optimalen Bedingungen seitens des Werfers, des Umfelds oder des Fisches muss das Ergebnis nicht unbedingt gut sein. Manchmal ist es sogar tragisch.
Natürlich müssen am Ende die Qualität aller erwähnter Komponenten und noch viele andere Punkte stimmen. Arbeiten tut man daran wohl sein ganzes Leben lang. Aber eins ist klar, die gesuchte Perfektion umfasst ganz andere Punkte.
Ich habe dazu eine Formel erarbeitet. Die lautet:

Diese Formel ist das wahre Geheimnis. Und die Meerforelle, die Distanz, enge Schlaufen, etc... kommt mit der Zeit und der Hilfe von denen, die ihr Wissen gerne weitergeben. Das war schon immer so.

Aber halt! Ein Umstand macht diese Formel nichtig. Ein Junge, der gerade am Spot fletschert. Dem gehe ich lieber aus dem Weg.