Fliegenfischen auf Meerforelle - Warum?
Diese Frage kennt sicherlich jeder, der sich in dieser Kunst übt. Also, was machen? Einen ellenlangen Vortrag halten oder das Thema kurz und bündig abfrühstücken.

Ich habe über die Jahre viele Antworten auf die Frage gehört, warum wir uns eigentlich die Mühe machen, den ganzen Tag mit scharfen, Federn geschmückten Haken herumzuwedeln. Das Spektrum der Statements ist groß.
Für einige grenzt es an ein Raum-Zeit-Kontinuum. Sie schwärmen von diesem besonderen Feeling und einer Verschiebung der Zeit. Sie sprechen von dem Flow, dem Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit. Für andere ist es schon fast eine religiöse, spirituelle Erfahrung. Sie fühlen sich sozusagen näher an Schöpfung und Schöpfer. Und dann gibt es noch die Fraktion, die auf die Frage „warum" einfach nur antwortet „warum nicht“.
Für mich ist die Antwort glasklar. Fische leben nicht an hässlichen Orten. Ob es sich um eine kleine Aue in einer Blumenwiese, einen Bergsee in Norwegen, einen großen Fluss in Schweden, eine Bucht in Deutschland, ein Riff in Schweden oder eine kleine Insel in Dänemark handelt, die Orte, an denen man fischen kann, sind einfach schön.

Sonnenaufgang um 05:16h
Gründe zum Fischen gibt es so viele wie es Fischer gibt. Wahrscheinlich sogar mehr. Am Ende ist es auch nicht wichtig. Jeder hat seinen eigenen Grund - oder nicht. Hauptsache man geht los.
Und woher kommt dann diese Obsession? Das kann nur jeder selbst für sich beantworten. Ich für meinen Teil bin buchstäblich am Strand aufgewachsen. Als Sylter Inselkind waren die Dünen meine Sandkiste. Der stetige Wind trieb mich an und ich ging schief, um dagegen anzukommen. Der Geruch von Salz und Seetang hat mir quasi die Seele gebeizt. Das prägt schon sehr. Eine Verbundenheit zum Meer wurde so früh geknüpft und somit auch ein stetiger Teil meiner Freizeitgestaltung. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Umso großartiger war die Erkenntnis, dass in der See die Meerforellenfischerei mit der feinen Art des Fliegenfischens verknüpfbar ist. Eine Kombination, die mich sofort in ihren Bann zog und der ich mich nur schwer entziehen kann. Denn Fliegenfischen ist wie das Meer - es hat viel Tiefgang.
In Schottland & Skandinavien wird Fliegenfischen als „the gentle art“ angesehen, als „sanfte Kunst“. Und eine Eigenart von Kunst ist, dass sie die Welt um einen herum vergessen lässt. Ein suchterzeugender Zustand.

The Gentle Art of Fly Fishing
Es geht mir beim Fliegenfischen doch um mehr, als nur darum, einen Fisch zu fangen. Es gehört zu der Besonderheit dieser Aktivität, dass nach einer Weile von der Welt nichts anderes mehr existiert als Gedanken übers Fliegenfischen. Die Kunst, Ruhe und Gelassenheit aufzubauen. Die Wertschätzung für die einfachen Dinge wieder zu finden, um Natur- und Tierbeobachtung und die Schönheit des eigenen Tuns. Denn die kleinen, kreativen Fliegen sind nicht das Ende an der Schnur unserer Freizeitgestaltung, sondern der Einstieg in die faszinierende Unterwasserwelt der Meerforelle.
Fliegenfischen auf Meerforelle braucht Ausdauer. Wer einen edlen Fisch wie die Meerforelle überlisten will, muss durchhalten. Und es braucht Ehrgeiz und Präzision. Tugenden, die in der schnelllebigen Welt von heute mehr und mehr verloren gehen.
Und während man das Fliegenfischen fokussiert, am präzisen Wurf feilt, beginnt man eins zu werden mit dem Meer und den Wellen, bestaunt die Unterwasserlandschaft, den endlosen Horizont, die mächtigen Wolken, den Wind und die vielen Tiere um einen herum. Nicht selten haut einen genau dann die Meerforelle aus dieser Idylle heraus. Wie aus dem Nichts. Herrlich.

Die Meerforelle - ein edles Tier! ©/Fänger Markus Eggerl
Jetzt bin ich doch ins Schwafeln gekommen und reihe mich in die anfangs aufgezählten Gründe der Kollegen mit ein. Warum auch nicht, recht haben sie alle. Fliegenfischen kann glücklich machen!